Maximilian Krumm Dipl. Sportwissenschaftler
© MK Sport & Lebensfreude GmbH
Radtour durch Laos und Kambodscha Mit dem Rad durch Laos zu reisen, war die absolut richtige Entscheidung. Der Verkehr war bis auf wenige Ausnahmen (z.B. in der Rushhour durch die Hauptstadt Vientiane) wirklich harmlos und wir haben uns immer sicher gefühlt. Auch die Straßen (es gibt im ganzen Land nur ein paar wenige Hauptstraßen) waren meistens gut fahrbar, die Abschnitte mit Staubpiste und Schlaglöchern ohne Ende, hielten sich auf unserer Route zum Glück in Grenzen. Das Wetter war fantastisch. Hier schien um diese Jahreszeit (Mitte Januar bis Mitte Februar) einfach jeden Tag die Sonne. Wolken waren nur in Sicht, wenn mal wieder eine Brandrodung durchgeführt wurde. Mücken hatte es auch fast keine. Aus sportlicher Sicht war das Radfahren schon eine Herausforderung, da es in Laos sehr bergig ist und mein Rad kam mit Gepäck dann halt doch auf stolze 50kg Gesamtgewicht. Bei unserer "Königsetappe" hatten wir immerhin 2600 Höhenmeter auf 80km zu bewältigen. Die vielen, vielen Kinder, die uns täglich stürmisch begrüßten und "Sabai dii!!!!! Sabai dii!!!!! Bye bye!!!!!" hinterher schrien, wenn wir durch die Dörfer rollten, waren einfach der Wahnsinn. Sie strahlten und freuten sich als hätten sie gerade den Weihnachtsmann persönlich gesehen. Ganz krass war es, als wir insgesamt 60km lang eine schmale Staubpiste direkt am Mekong entlang gefahren sind. Das Ufer ist quasi durchgehend besiedelt, weshalb wir alle 50m grüßen, winken und abklatschen mussten. Nebenbei glich der Weg teilweise einer BMX-Bahn, beides zusammen war dann auf Dauer echt anstrengend. Auch die vielen Jugendlichen, denen wir meist auf dem Weg zur Schule oder von der Schule nach Hause auf der Straße begegneten, grüßten immer sehr freundlich und freuten sich, ein paar gerade gelernte Brocken Englisch an uns loszuwerden. Übrigens ist die dominierende Freizeitbekleidung ganz klar das Trikot der deutschen Fußball- Nationalmanschaft gewesen! Am Nachmittag wird an den Schulen immer fleißig gekickt. Sehr gut gefallen hat uns die „heilige“ Stadt Luang Prabang. Dies ist vermutlich auch der Ort, an dem die meisten Touristen in Laos zu finden sind. Wir haben uns dort aufgrund der dörflichen Struktur und den kulinarischen Highlights sehr schnell wohl gefühlt. Die vielen buddhistischen Tempel und Mönche verleihen der Stadt zudem eine sehr friedliche und angenehme Atmosphäre. Wirklich abenteuerlich war noch eine Bootsfahrt auf einem kleineren Fluss mit einem Longtail-Boot. Laut Reiseführer passen max. 12 Personen in so ein Boot. Wir waren anfangs zu zehnt. Das war auch gut so, da doch wenig Platz zum sitzen war und die Bootsfahrt mit den vielen Stromschnellen und Engstellen um die Felsen im Wasser es teilweise mit der Wildwasserbahn auf dem Oktoberfest aufnehmen konnte. Dann stiegen aber an den Dörfern, die wir passierten immer mehr Einheimische/Eingeborene (die Boote sind dort deren einziges Verkehrsmittel) mit ihren Reissäcken, Hühnern usw. zu, so dass teilweise 30 Leute sich auf das Boot quetschten und es hoffnungslos überladen war. Da waren wir dann doch erleichtert, als wir nach 5 Stunden heil an unserem Zielort (Muang Ngoi Kao, ein sehr touristischer, aber ruhiger und wunderschön gelegener kleiner Ort, wo wir uns sehr wohl gefühlt haben - es darf ja ruhig auch mal etwas komfortabler sein!) ankamen. In den sehr abgelegenen Regionen in Laos leben die Menschen in ihren Dörfern schon noch sehr einfach. Das war für uns teilweise ein ziemlicher Kulturschock. Ein paar mal haben wir in Orten (es waren sogar immer Bezirksstädtchen) übernachtet, in denen wir die einzigen Touristen waren. Das war meist recht abenteuerlich, sowohl die Unterkunft als auch was wir zum essen bekommen konnten. Englisch sprach dort fast niemand und nach Sonnenuntergang (18 Uhr) machen alle schon ihren Laden dicht. Da kam es schon mal vor, dass wir uns mit 3x Nudelsuppe am Tag begnügen mussten. Der Lebensrhythmus wird in Laos noch vom Stand der Sonne, bzw. vom Gockel bestimmt. Außer in der Hauptstadt Vientiane, wurden wir immer zum Morgengrauen von einem bzw. teilweise gefühlten mehreren Dutzend Hähnen geweckt. Das krakeelen wurde zum täglichen Wecker, ging mir aber auch ziemlich auf den Wecker. Tatsächlich kam es vor, dass ein Gockel direkt unter unserem Bett (die Holz- bzw. Bambushütten sind meist zumindest auf kleinen Stelzen gebaut) losplärrte, seine Kollegen rund um die Hütte kräftig antworteten und dieses Spiel wiederholte sich dann in Endlosschleife. Das Nationalgetränk "Beerlao" gibt es wirklich überall zu kaufen. Die Biermarke ist omnipresent und sponsert so gut wie jede Werbetafel für Gasthäuser, Restaurants und jeden Mini-Verkaufsstand/Laden (kleine Supermärkte wie wir sie kennen, habe ich nur in der Hauptstadt Vientiane gesehen). Selbst im kleinsten, abgeschiedensten Dorf gibt es mindestens einen Kühlschrank (Strom gibt es seit einigen Jahren in den meisten Gebieten, somit hat das Fernsehen sich inzwischen ebenfalls stark verbreitet, "gekuckt" werden meist thailändische Soaps) mit dem heiligen Getränk. Wir sind auch zu Fans geworden, obwohl wir alles andere als Biertrinker sind. Spätestens beim Erreichen unseres Etappenziels ölten wir unsere ausgedörrten Kehlen damit, und fingen auch schon immer öfter Mittags damit an. Allerdings zweifle ich, ob im Beerlao wirklich 5% Alkohol enthalten sind, denn es schmeckt eher in Richtung unseres alkoholfreien Biers. Kann ja gar nicht anders sein. (; Insgesamt machen die Laoten einen sehr zufriedenen Eindruck, obwohl (oder vielleicht gerade weil) sie im Vergleich zu uns Deutschen aus finanzieller Sicht ein sehr armes Volk sind. Die freundliche und ruhige Art macht sie jedenfalls sehr sympathisch. Irgendwie überträgt sich dieser Zustand auch auf die vielen Hühner , Enten, Kühe, Wasserbüffel, Schweine und Hunde die in den Dörfern überall frei umher laufen und so friedlich sind, dass man meinen könnte sie bekommen nur Schlaftabletten zu fressen. Selbst die frisch gefangenen Ratten, die verkauft werden und wie ein Mobile im Wind baumeln, machen einen seeligen Eindruck. Wirklich geschäftstüchtig sind die Laoten meines Erachtens nicht. Obwohl der Tourismus eine der wenigen guten Einnahmequellen ist, hat man oft den Eindruck, dass sie darauf eigentlich gar nicht so scharf sind und man muss seinen touristischen Bedürfnissen oft ein wenig hinterherlaufen. Aber vielleicht macht das die Laoten ja noch sympathischer. So kann man (bis auf wenige Ausnahmen) auch überall in Ruhe herumlaufen ohne auf Schritt und Tritt von Händlern oder Bettlern verfolgt zu werden, wie das in anderen armen Ländern ja durchaus der Fall ist. Wir überquerten ganz im Süden von Laos mit unseren Rädern die Grenze nach Kambodscha. Zuerst waren wir ziemlich entsetzt über das verbrannte, ausgedörrte Land mit ein paar armseligen Bretterverschlägen, welches wir auf den ersten 40 Kilometern bis zu unserem ersten Etappenziel durchquerten. Das Städtchen Stung Treng war dann auch so furchtbar, dass wir am nächsten Morgen schnellstens die Flucht ergriffen und mit dem Bus in die nächste größere Stadt Krati fuhren. Von dort aus führte unsere Route dann mehr oder weniger immer dem Mekong entlang bis zur Haupstadt Phnom Penh. Im Laufe unserer Reise waren wir dann immer mehr begeistert. Die Landschaft wurde immer schöner, die Straßen waren in gutem Zustand, zwar etwas mehr Verkehr und stürmischer (mit Ausnahme der guten alten Ochsenkarren) als im geruhsamen Laos, aber immer noch gut geeignet zum Radfahren. Die Menschen waren einfach sympathisch, offener und quirliger als in Laos, und man konnte sich mit Englisch meist gut verständigen. Wie auch schon in Laos, grüßten uns am Wegrand täglich unglaublich viele Kinder, die vor Freude fast zu platzen schienen. Auch Phnom Penh überraschte mich absolut positiv und hatte durchaus seinen Charme. Wir hatten den Eindruck, dass die Bevölkerung in Kambodscha die grausame Zeit unter dem Regime von Pol Pot, in der Millionen von Menschen ermordet wurden, inzwischen verdaut hat. Das Land findet sich spürbar in einer Aufbruchstimmung. Beeindruckend war dann die Fahrt mit einem Boot von Phnom Penh nach Siem Reap, bei der wir den riesigen Stausee Tonle Wrap überquerten und viele interessante Eindrücke von den Fischerdörfern entlang der Flussufer sammelten. Unglaublich wie viele Touristen aus aller Welt es nach Siem Reap verschlägt. Die dort in der Nähe gelegenen Tempelanlagen, mit der Hauptattraktion „Angkor Wat“, sind aber auch wirklich eine Reise wert. Für uns endete in Siem Reap unsere sechswöchige Reise mit dem Fahrrad durch Laos und Kambodscha. Wir legten insgesamt ca. 2000 Kilometern mit dem Rad zurück. So schnell werden wir die vielen tollen Erlebnisse und Eindrücke aus den beiden sympathischen südostasiatischen Ländern nicht vergessen!